8 GUT VERNETZT

INTERNATIONALE WISSENSCHAFT

INTERNATIONALE WISSENSCHAFT

Wissenschaft war und ist international. Immer schon gab es zwischen Wissenschaftler*innen grenzübergreifenden Austausch und Kooperationen. Und doch zeigt sich im Laufe der letzten Jahrzehnte ein klarer Trend zu einer noch intensiveren internationalen Vernetzung.

Auf dem Weg in die moderne Wissensgesellschaft ist die Zahl der Naturwissenschaftler*innen weltweit erheblich gestiegen. War der Kreis der Forscher*innen, die mit einem speziellen Thema beschäftigt waren, vor 50 Jahren noch meist überschaubar, gibt es heute Forscherteams in aller Welt, die auf hohem Niveau dieselben Ziele verfolgen. Zugleich konkurrieren die Max-Planck-Institute mit anderen Wissenschaftseinrichtungen in aller Welt um die besten Köpfe.

Der internationale Wettbewerb hat zugenommen; doch man profitiert auch voneinander – durch offenen kollegialen Austausch auf Fachkonferenzen oder durch Publikationen in Fachzeitschriften, die zunehmend via Internet rund um den Globus frei verfügbar sind.

UNABHÄNGIGE FORSCHUNGSGRUPPEN

Seit den Anfängen des Instituts in Martinsried gibt es neben Forschungsabteilungen auch eine Vielzahl von unabhängigen Forschungsgruppen. Diese werden entweder durch etablierte Forschungsgruppenleiter*innen oder herausragende, junge Wissenschaftler*innen geführt.

Die Forschungsgruppen erweitern das Forschungsspektrum des Instituts in allen Bereichen. So gibt es am Institut Gruppen, die sich unter anderem mit DNA-Hybrid- nanomaterialien, Immunregulation und Systembiologie des Membrantransportes beschäftigen. Die Forschungsgruppenleiter*innen haben die Möglichkeit,
eigene Forschungsgruppen und ihren Themenschwerpunkt zu etablieren. Viele Gruppenleiter*innen erhalten nach ihrer Anstellung an unserem Institut leitende Positionen an renommierten Institutionen im In- und Ausland. Die Zeit am MPI für Biochemie ermöglicht ihnen, ihr Netzwerk stark auszubauen und in den intensiven Austausch zu gehen.

KONTAKTE ZU HOCHSCHULEN IM IN- UND AUSLAND

KONTAKTE ZU HOCHSCHULEN IM IN- UND AUSLAND

Die Biochemie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, auf dem die Zusammenarbeit oft innovative Technik oder wissenschaftliche Durchbrüche fördert. Seit 2007 beruft unser Institut renommierte Gastwissenschaftler*innen als „Max Planck Fellows“, die parallel zu einer Hochschultätigkeit eine Forschungsgruppe am Institut leiten.

Kooperationen mit Hochschulen sind uns ein wichtiges Anliegen. Traditionell besonders intensiv sind die Verbindungen zu den beiden größten Münchner Universitäten. Viele unserer Direktor*innen lehrten und lehren dort als Professor*innen. So haben zum Beispiel Elena Conti, Matthias Mann und Petra Schwille eine Honorarprofessur an der LMU und Brenda Schulman eine Honorarprofessur an der TU München. Neben dem fachlichen Austausch halten wir so Kontakt zum wissenschaftlichen Nachwuchs.

Zu ausländischen Hochschulen und Forschungsinstitutionen bestehen ebenfalls sehr gute Beziehungen. Etliche Wissenschafter*innen unseres Institutes arbeiteten und arbeiten als Gast- und Honorarprofessor*innen im Ausland: Nobelpreisträger Robert Huber hält Gastprofessuren an mehreren renommierten Hochschulen wie den Universitäten Cardiff und Barcelona. Matthias Mann leitet eine weitere Forschungsgruppe an der Medizinischen Fakultät der Universität in Kopenhagen.

WISSENSCHAFTLICHE GESELLSCHAFTEN

WISSENSCHAFTLICHE GESELLSCHAFTEN

Eine wichtige Rolle für den internationalen Austausch und die Wissenschaftsförderung spielen die wissenschaftlichen Akademien und Gelehrtengesellschaften – und das mit langer Tradition: So geht die „Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina“ in Halle (Saale) auf das Jahr 1652 zurück, die „Royal Society“ in London auf das Jahr 1660.

Seit 1973 wurden zahlreiche Wissenschaftler*innen unseres Instituts zu Mitgliedern dieser und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften im In- und Ausland berufen – etwa durch die „National Academy of Sciences“ (USA), die „Japanese Biochemical Society“ oder die „Academia Europaea“.

In den 1970er und 1980er Jahren – in Zeiten des „Kalten Kriegs“ – hatten die Gesellschaften auch eine Brückenbaufunktion, indem sie kollegiale Kontakte zwischen westlichen Wissenschaftler*innen und ihren Kolleg*innen im „Ostblock“ förderten – gerade in den vergleichsweise unideologischen Naturwissenschaften. Der Gründungsdirektor des MPI für Biochemie Feodor Lynen war seit 1959 Mitglied der Leopoldina, die ihren Sitz in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) hatte.

AUS ALLER WELT: DER WISSENSCHAFTLICHE NACHWUCHS

AUS ALLER WELT: DER WISSENSCHAFTLICHE NACHWUCHS

In den 1970er Jahren leiteten unser Institut zwar noch vorwiegend Wissenschaftler, die ihre Karrieren in Deutschland absolviert hatten. Doch auch damals herrschte schon ein internationales Flair. Die meisten Vorträge wurden auf Englisch gehalten, denn am Institut arbeiteten damals schon viele ausländische Wissenschaftler*innen. Nach der Nobelpreisverleihung 1988 stieg die Zahl hochkarätiger Bewerber*innen aus aller Welt weiter.

2005 wurde die International Max Planck Research School for Molecular and Cellular Life Sciences (IMPRS-LS) gegründet, die eng mit unserem Nachbarinstitut und den Münchner Universitäten kooperiert. Sie bietet den Promovierenden ein strukturiertes Programm an, um ihre Doktorarbeitsprojekte zu realisieren. 2023 gehen in Martinsried zwei neue, eng kooperierende Graduiertenschulen an den Start, die IMPRS for Molecules of Life (IMPRS-ML), als Nachfolge der IMPRS-LS, und die IMPRS-Biological Intelligence. Fast die Hälfte unserer Doktorand*innen und mehr als drei Viertel der Postdoktorand*innen kommen aktuell aus dem Ausland.

Das Institut ist stolz auf seine Nachwuchsarbeit: Viele ehemalige Doktorand*innen beklei- den inzwischen hohe Positionen an Hochschulen, in der Industrie und anderen Institutionen in Europa, Amerika und Asien.